von Markus Paquée
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12. Januar 2021
Burnout ist eine Erfindung der Neuzeit. Wir sind heute einfach zu mimosenhaft, jammern gerne auf hohem Niveau. Ist das so? Grundsätzlich hat die Zahl der psychisch bedingten Krankheitsbilder in den letzten 20 Jahren deutlich zugenommen. Und das, obwohl der Reichtum und Wohlstand in unserer westlichen Gesellschaft ebenfalls stabil gestiegen ist. Ich habe über 20 Jahre lang im Vertrieb von Finanzdienstleistungen gearbeitet und natürlich auch das eine oder andere Auf und Ab erlebt. Ein Auf und Ab von Verkaufserfolgen, Mißerfolgen, Börsenboom-Jahren und Finanzkrisen. Doch wie kommt es dazu, dass jemand ausgebrannt ist, dass er morgens nicht mehr aufstehen will und keinen Spaß an seiner Arbeit mehr hat? Vielleicht ist es genau dieses eine Wort, das Wort "Arbeit". Viele Berufe sind heute nicht mehr kreativ und schaffend. Vieles ist ersetzt worden durch Manschinen, durch künstliche Intelligenz. Menschen werden wegrationalisiert und die Aufgaben, die übrig bleiben, sind für manche nicht mehr erfüllend. Einen Beruf zu lernen ist das eine - sich "berufen" fühlen und danach zu handeln etwas ganz anderes. Ich gebe zu, mir ist das als Bankberater schwer gefallen. Ich habe sehr gute Kunden gehabt, Millionäre, Topverdiener aus den besten Branchen. Und diesen Menschen habe ich geholfen, aus ihrem hohen Bruttoeinkommen noch mehr Netto zu beziehen, aus ihrem hohen Depotvolumen noch mehr Rendite rauszuholen. Ist das die Erfüllung? Zeitweise war es das, zugegeben. Ich habe auch gut gelebt, konnte mir teure Reise nach Amerika und Afrika leisten. In Afrika habe ich mich verliebt... also, in den Kontinent. Viele Menschen dort haben nichts, können sich gerade so über Wasser und am Leben halten. Aber das, was sie besitzen, teilen sie gerne, auch wenn sie wissen, dass Du tausendmal so viel verdienst und hast, wie sie. Es spielt keine Rolle. Sie sind einfach glücklich. Burnout in Afrika? Fehlanzeige. Aber zurück zu uns nach Europa, ins gefühlskalte Deutschland. Ich will nicht meckern. Um Gottes Willen, mir geht es gut. Wenn ich aber sehe, wie viel Stress sich Menschen hier machen, dann wird mir schlecht. Und am Ende machen wir uns den Stress immer selbst. Wir lassen uns stressen. Wir nehmen die Dinge viel zu ernst. In der Bank wird am 31.12. jede Uhr zurück auf Null gestellt. Ein neues Jahr beginnt. Das alte ist abgehakt und jetzt wird "wieder Gas gegeben". Wenn Deine Zahlen stimmen, wirst Du gelobt und gefeiert, auch wenn Du letztes Jahr kurz vor dem Rausschmiss warst. Drei Jahre Top-Verkäufer, aber dieses Jahr läuft es nicht, bist Du allerdings auch ganz schnell am Arxxx... So ist das hier. Und da ist es nicht verwunderlich, dass wir nicht zur Ruhe kommen, dass Burnout immer häufiger wird, dass wir uns ausgebrannt fühlen und nicht mehr weiter wollen. Eine Auszeit tut gut, einfach mal raus kommen, die Natur genießen. Sie macht sich keinen Stress. Sie ist einfach da und nimmt, was kommt. DIe Natur gibt uns so viel, wenn wir richtig hinschauen. Mein Tipp für heute: geh mal eine Stunde spazieren und nimm bewußt wahr, wie schön unsere Welt ist. Das klappt im Winter übrigens genau so gut wie im Sommer, Du musst nur richtig hinschauen. Und zum Schluss noch ein Hinweis: Mentaltraining erhöht die Belastungstoleranz nach einer wissenschaftlichen Studie (Bund, 2004) um 30%. Wenn das keine Massnahme zur Prävention ist! Fang an, Dich mit Dir selbst und Deiner mentalen Stärke zu beschäftigen und verhindere so, dass Du Dich von äußeren Faktoren krank machen lässt. In diesem Sinne: alles Gute, Dein Markus